Und was wird aus unseren Träumen?


(Installation, Stadthalle Kiel, 1990)

"Die Mauer brach nieder. Der Schatten des Raubvogels verschwand. Wir können uns aufrichten, die beschädigte Behausung bewohnbarer gestalten.

Hilfskonstruktion - ein Bild aus der Verhaltensforschung: die Bewohner eines ökologischen Gebietes kennen die Koordinaten ihres Lebensraumes, kennen Freund- und Feindsignale. Dieses Wissen ermöglicht das Überleben, bestimmt das alltägliche Verhalten. Über Nacht sind alle Signale vertauscht. Wer ist Freund, wer Feind? Wer versteht meine Signale? Die Reaktion ist Angst. Die Angst gebietet aus Lebenserhaltungstrieb drei wesentliche Verhaltensmuster: Angriff, Flucht, Totstellen!

Bei der Radikalität der Veränderungen ist das Totstellen die naheliegendste Verhaltensweise. Von Unsicherheit und Furcht diktierte Erstarrung überall! Wie schwer ist es, die Furcht zu überwinden, die Ängste, die zu Lähmung führten.

Langsam versinkend treibt ein Albtraum im bleiernen Strom.

Geschichte - Geschehen - es geschieht ... vor Jahren erschienen einige meiner Gedichte in einer Anthologie. Eines warf die Zensur heraus:

   NACKTEN FUSSES

   auf hartem gefallenen
   Laub

   fort  gehen
         gehen
   hier nicht bleiben
         _ _ _

   Tritte schreien
   auf
   gefallenem
   Laub               (1970)    .













Aber ich blieb. Des Vaters Mahnung: "Suchet der Stadt Bestes!"

Heute lese ich wieder nach und begreife: Jeremia richtet sein Schreiben nicht an die Israeliten in Jerusalem, sondern an die Deportierten in Babel. Den ungeliebten Ort, das fremde Land zu harmonisieren, brachte den Ruf hervor: "Wir bleiben hier!"

Der Schatten des Raubvogels wich. Andere Schatten gleiten über das Land. Wo ist Freund und Feind? Und was wird aus unseren Träumen?

RAUM - TÜRENGE - RAUM
Geh durch die Tür!
Jeder Raum ist größer, als die Tür, durch die man zu ihm gelangt!

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